Pressestimmen:
Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 16. Februar 2023:
»Sylvie Schenk will nun das nachholen, was ihre Mutter versäumt hat, diese Unglückliche, ‚die ihr Unglück nicht reflektieren konnte.‘ (...) Schenk ist eine Meisterin des autobiografischen Schreibens, der Autofiktion. Wenn eine ungleich berühmtere Kollegin wie Annie Ernaux mitunter das Soziologische erst recht ausarbeitet, legt Schenk über das Leben ihrer Mutter, bei allem Wissen um die Lebensumstände, doch lieber ein wenig Poesie, poetische Motive wie blaue Augen, eine Puppe, ein Hochzeitskleid oder einen Prinzessinnentraum. (...) Diese Muttergeschichte ist eine der gleichermaßen lebendigsten, klügsten und berührendsten seit langem.«
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Andrea Zuleger, Aachener Nachrichten, 20. Februar 2023:
»Sylvie Schenk erzählt die Geschichte einer Annäherung mit vielen blinden Flecken. Sie ahnt, mutmaßt, sie erfindet Szenen um die Fakten herum. Der Kern dieser Erzähling, wie man als Kind einer Frau lebt, die ihr Leben nicht reflektieren kann, ist wahr, das ist in jedem Satz spürbar. (...) Wäre Sylvie Schenk eine weniger gute Autorin, wäre die Funktion dieses Buches in der Aussöhnung mit der eigenen Biografie erschöpft. Doch Sylvie Schenk ist eine brillante Autorin, die ihren Text in etwas Universelles überführt.«
Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, Neue Bücher, 21. Februar 2023:
»Der Roman von Sylvie Schenk über 'Maman' ist eine behutsame Annäherung an ein schweres Schicksal. Aber er ist kein Klagelied, sondern erzählt auch mit Temperament und Witz einfach von dem alltäglichen Stress von Leuten, die sich lieben. (...) Eine Beschäftigung mit den eigenen Eltern in literarischer Form hat nur Wert und ergibt Sinn, wenn es zu keiner Schönfärberei der Familiengeschichte gerät und eine Art inszenierte Leistungsschau mit ein paar schwarzen Schafen dazwischen wird. Gerade die bedingungslose Suche nach Wahrheit macht ein solches Schreibprojekt auch für andere Leser zu einer wertvollen Lektüre - wie in diesem Fall.«
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Dirk Fuhrig in Deutschlandfunk Kultur, 6. März 2023:
»Annie Ernaux ist noch ein bisschen kälter in ihren Beschreibungen, sie ist auch soziologischer, sie urteilt auch mehr, bei Annie Ernaux hat das immer einen politischen Background, bei Sylvie Schenk ist das fast gar nicht so, es ist sehr persönlich, was sie schildert, trotzdem kommen diese schrecklichen gesellschaftlichen Zusammenhänge und diese familiären Repressionen sehr stark zum Tragen, aber es ist viel subtiler und dadurch eigentlich wirkungsmächtiger und macht auch mehr noch einen Roman aus als bei vielen Schriften von Annie Ernaux. (...) Das hat was absolut Fesselndes. Der Stil ist wirklich sehr mitreißend, es ist einerseits sehr persönlich, man wird in diese Geschichte hineingezogen, das Originelle an dem Buch ist, dass es kein Happy End hat, sondern das Verhältnis zwischen ihr und ihrer Maman bleibt offen, aber es ist doch ein sehr großes Panorama, was eröffnet wird.«
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Marija Bakker in WDR 5, Autoren im Gespräch, 18. März 2023:
»Wir kommen zu einem Roman, dessen Kraft, lebendige Wut und Versöhnlichkeit mich spätestens auf Seite drei mit voller Wucht getroffen hat. Danach wusste ich, Sylvie Schenk hat es wieder getan: ein Buch zu schreiben, das persönlich ist und trotzdem alle angeht und damit einen Hauptnerv trifft.«
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Hansruedi Kugler in Aargauer Zeitung (CH), 20.3.2023:
»Ihre Methode gleicht jener, die Annie Ernaux im vergangenen Jahr den Nobelpreis für Literatur eingebracht hat: als Ethnologin und Historikerin der eigenen Frauwerdung. Sylvie Schenk muss jedoch mit viel Imagination jene Lücken füllen, über die ihre Mutter geschwiegen hat. Schenk, die gebürtige Französin, die in Deutschland lebt und auf Deutsch schreibt, tut dies wie Annie Ernaux mit einer Haltung eindrücklicher Rücksichtslosigkeit sich selbst gegenüber, aber mit weniger soziologischem Belehrungsgestus. (...) Dieser Roman ist eines jener Bücher, die in das Dilemma der Erinnerungsarbeit stürzen. Die Autorin hat es nämlich verpasst, die Mutter, den Vater fragend zu verstehen. Diese Leerstelle bleibt ein lebenslanger Schmerz. Maman ist ein Buch, das mit seiner Vehemenz und analytischen Schärfe, mit Wehmut und ungeheurer szenischer Präzision in den Bann zieht: grosses Zeitpanorama, grosse Poesie.«
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Peter Meisenberg im WDR3, 3. April 2023:
»So mündet Sylvie Schenks Versuch, sich ein von Sentimentalitäten unverstelltes Bild ihrer Mutter zu machen, am Schluss in einen wohlgerundeten Roman.«
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Brigitte Woman, Mai 2023, 5. April 2023:
»Gekonnt balanciert die Autorin zwischen Anmaßung und Wahrhaftigkeit.«
Christoph Schröder, Süddeutsche Zeitung, 21. April 2023:
»Maman ist ein packendes, kluges Buch, das die Epoche der 1940er- bis 1960er-Jahre ebenso scharf konturiert wie die Psyche seines Personals. Sylvie Schenk, die im kommenden Jahr 80 Jahre alt wird, wird noch immer unter Wert gehandelt. Maman wäre eine weitere Chance, daran etwas zu ändern.«
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Jörg Magenau, SWR2 ‚Lesenswert‘, 4. Mai 2023:
»Maman ist nicht einfach nur ein Buch über eine Mutter, sondern ein Buch über das Leben selbst.«
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Barbara Machui, Der Standard, 13. Mai 2023:
»Sie ist eine ganz besondere Autorin, die in Lyon aufgewachsene Deutsch-Französin Sylvie Schenk, die seit über 50 Jahren in Deutschland lebt und ihre autofiktionalen Romane auf Deutsch verfasst. Vielleicht ist ihre Sprache deshalb so poetisch, so voller neuartiger, nicht abgedroschener Bilder. (...) Die Tochter hat früh gespürt, dass das Rätsel um ihre Herkunft das Leben ihrer Mutter ausgehöhlt hat, wie eine Art "mittelalterliche Tropfenfolter". Diese besondere Recherche unternimmt die Tochter nicht als larmoyante Selbstbefragung eigener Beschädigungen, sondern als eine Hommage an Generationen ausgebeuteter und diskriminierter Lyoner Seidenarbeiterinnen, die nur halb so viel verdienten wie die ebenfalls ausgebeuteten Männer und gezwungen waren, sich zu prostituieren, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. (...) Sylvie Schenks Kunst besteht darin, dieser unscheinbaren, fast wesenlosen Mutter "einen luftigen Sarg aus Worten" zu machen, sie durch ihr Schreiben aus dem Nichts zu retten. Schon die zärtliche Anrede "Maman" zeigt, dass Sylvie Schenk ihrer Mutter, dieser lebenslang ungeliebten Frau, die immer fror, ein Denkmal setzen, ihr Momente von Zuneigung und Zärtlichkeit schenken möchte.«
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Elke Heidenreich, Spiegel online, 14. Mai 2023:
»Das Buch ist unglaublich packend, es ist hochliterarisch, sehr reflektiert, und es bietet viele Interpretationsmöglichkeiten an, warum ein Leben misslingen kann und wie schmerzhaft es ist, eine Mutter zu haben, die nicht lieben kann.«
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Franziska Hirsbrunner, SRF Literaturclub (Podcast), 23. Mai 2023:
»Aufs Allerwesentlichste konzentriert und doch voller Facetten erzählt Sylvie Schenk, was sie lange nach deren Tod über ihre Mutter herausfinden konnte. (...) In ihrem Buch zeichnet die Schriftstellerin Dünkel, mangelnde Empathie, Lieblosigkeit und Gewalt auch in einem zeitgeschichtlichen Panorama: Maman schlägt einen grossen Bogen von der himmelschreienden Armut von Arbeiterinnen zu Zeiten des Ersten Weltkriegs bis zum saturierten Bürgertum im Zweiten Weltkrieg und den Nachkriegsjahren. Der schmale Roman entwickelt einen grossen Sog und stösst viele Türen auf. Seine Themen haben etwas Universelles: Sprachlosigkeit und Kommunikationsschwierigkeiten zum Beispiel gehen alle an. (...) Trotzdem ist Maman kein trauriges Buch. Seine Genauigkeit, seine Schärfe, die gänzliche Abwesenheit von Larmoyanz und Sentimentalität und der gelegentliche Schalk machen es zu einem tief berührenden Lesevergnügen.«
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Daniela Strigl in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. Juni 2023:
»Sylvie Schenk hat mit Maman ein faszinierendes literarisches Porträt des Lebens ihrer Mutter geschaffen. (...) Mit ihren Büchern Schnell, dein Leben (2016) und Eine gewöhnliche Familie (2018) hatte sich Sylvie Schenk (...) zuletzt im autofiktionalen Genre als Pendant zu Annie Ernaux profiliert, ohne uns über ihren höchst individuellen Zugang im Zweifel zu lassen: fragmentarisch wie die Erinnerung, skeptisch gegen das eigene Ressentiment, zweifelnd an der eigenen Rolle im Familienspiel und am Schreibtisch, präzise, klug und voll Witz, hart und doch zart.«
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Gerrit Bartels im Kulturradio des RBB, 19. September 2023:
»Das letzte Kapitel ist dann auch Cécile gewidmet, der Großmutter, die womöglich, hier gleitet Schenk wieder schön ins Fiktive, sie alle gesehen hat, ihre Tochter Renée, deren Töchter Aline, Pauline, Sylvie und Lisa, sowie zumindest dann Lisas ausgetragene Tochter Flore. Es ist dies eine Feier des Lebens am Ende, des weiblichen zumal, so wie Schenks Roman eine Feier der Literatur ist, ein Buch, das allemal an die Mutterbücher der Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux heranreicht.«
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Hubert Winkels im SWR 2, 30.10.2023:
»Maman - So kurz angebunden wie der Titel des Romans sind seine Sätze, Absätze und Szenen aus dem Leben eines 1916 mitten im Krieg geborenen französischen Waisenkinds (...). Die Härte im Rhythmus des Romans erfasst die frühe Verhärtung des Mädchens und seiner politischen Lebenszeit. Nur keine Sentimentalitäten! So können kleinste menschliche Gesten und sprachliche Wendungen der Freundlichkeit für die Leser zu Schocks geraten, die die Tiefe des Elends anzeigen. Die Tochter erzählt. Kurz, schnell und grandios, diese Maman von Sylvie Schenk.«
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