Pressestimmen:
Beatrix Kramlovsky in Die Furche (booklet), Wien, 6.6.2012:
»Sylvie Schenk, Französin in Deutschland, schreibt Lyrik in der Muttersprache und Prosa auf Deutsch. Schon ihre frühen Romane überzeugten wegen der sprachlichen Qualitäten und der spannenden Darstellung psychologischer Probleme. Im Gesang der Haut gelingt ihr mit dem Kunstgriff der Außenseiterstimme ein ungemein berührender Beziehungsroman. (...) Das ist umwerfend geschildert, in einer Sprache, die der Begeisterung für menschliche Haut nachspürt und sie als Schnittstelle von Innen- und Außenwelt gradios in Szene setzt.«
Daniela Strigl in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.2.2012:
»Die deutsch-französische Autorin Sylvie Schenk ist keine, die Risiko und Eigensinn scheut, das hat sie zuletzt mit ihrem bemerkenswerten Roman Parksünder (2009) bewiesen, in dem sie in die Haut eines unleidlichen Pariser Spitzenbeamten schlüpfte. Der Gesang der Haut nun ist mehr als ein ziemlich anderer Ärzteroman: Das Buch stellt die Diagnose eines sanft verlogenen Glaubens an Bürgerlichkeit und Ordnung, auf den man sein Leben tunlichst nicht gründen sollte. Und es tut das auf eine scharfsinnige, witzige, spannende und sprachlich berückend präzise Weise; zudem mit beachtlicher Treue zum Milieu. (...) Auch die vertrauliche Mitteilung ist eine Waffe: Ein jeder erzählt vom anderen, der sei leider krank; Henrietta spricht von Gerts beginnendem Alzheimer, Gert von Henriettas drohender Demenz. Wenn ein Mann, der seinen Hund Inkognito nennt, außerdem ein sogenanntes dunkles Geheimnis hat, ist man nicht wirklich überrascht. (...) Am Ende gipfelt die psychologische Engführung in Sylvie Schenks kunstvoller Fuge in einem Scherbenhaufen, der seinen Schrecken jedoch bald verliert: 'Du bist raus aus deinem kleinen Leben, deiner schön aufgeräumten und satten Welt, weit weg von deinen lauernden Gewissensbissen und der Zwangsjacke der Familie.' (...) Wenn Der Gesang der Haut für Sylvie Schenk nicht endlich das Eintrittsbillet in die Club-Lounge der deutschen Literatur bedeutet, dann geht es bei der Platzvergabe nicht mit rechten Dingen zu.«
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Brigitte, 25.1.2012:
»Ein eindringliches Drama um bürgerliche Existenzen und Beziehungen (...). Spannend und psychologisch gewitzt blickt Sylvie Schenk unter die Oberfläche und legt die Bruchstellen ihrer Protagonisten offen.«
Bettina Hesse in Deutschlandfunk (Büchermarkt), 18.1.2012:
»Wie die menschliche Haut reagiert das dicht gewebte Netz der fünf Figuren auf Störungen von innen oder Einflüsse von außen und wird dabei auf realer und symbolischer Ebene zum Grundthema des Romans. (...) Im Kontrast zwischen alltäglichen Problemen und lyrischer Sprache siedelt die Autorin ihren Gesang der Haut an wie viele andere ihrer Stoffe und Romanfiguren.«
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Elle, Heft Januar 2012:
»Brillanter Roman über eine unheilvolle Dreieckskonstellation - so eindringlich erzählt, dass man ihn kaum aus der Hand legen kann!«
Daniela Strigl in Falter, 14. Dezember 2011:
»Wer besitzt schon die Kühnheit, die Geschichte eines, nein, zweier Dermatologen zu erzählen? Sylvie Schenk besitzt sie, und das ist schlechthin die Gelegenheit, diese sträflich übersehene deutsch-französische Autorin zu entdecken. Der Gesang der Haut behandelt, technisch gesprochen, das Erzeugen, Verwalten und Umleiten von erotischer Energie und die in diesen Prozessen frei werdenden Sprengkräfte. Wie schon in ihrem Roman Parksünder erweist Sylvie Schenk sich als Meisterin der psychologischen Engführung und stellt ihre Diagnose mit Witz und mitleidloser Präzision. Situiert irgendwo zwischen Goethes Wahlverwandtschaften und Ian McEwans The Comfort of Strangers, fügt diese Geschichte dem zweiachsigen Modell der beiden Paare eine weitere Person hinzu, die als sprichwörtliches fünftes Rad am Wagen denselben nicht unbedingt geländegängiger macht, ihn vielmehr katastrophal aus der Spur geraten lässt. (...) In einer Welt von schauriger Plastizität liegen am Ende die fragilen Lebens- und Liebeskonzepte einer hohlen Bürgerlichkeit als Scherbenhaufen da. (...) Aber einer, der Viktor heißt, kann in der Literatur nicht ganz untergehen.«
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Saskia Wiedner in Literaturzeitschrift Krautgarten (BE), November 2011:
»Mit Viktor Weber nähert sich der Leser dem Zentrum der die Handlung antreibenden Konstellation von außen, bevor dann Schicht für Schicht die den Kern der Handlung umgebende Haut abgetragen ist und das Innere frei zutage liegt. So erfasst die Autorin zunächst die bürgerliche Dingwelt und präsentiert sie als Atmosphäre, in der sich die Handlung ankündigt. Das düstere Wohnzimmer der Gerlachs steht dabei in einem krassen Gegensatz zu der hellen Terrasse von Victor Webers Eltern. Die Darstellung der Umgebung ist im Falle der Gerlachs nicht nur Kulisse, sondern sie liefert tiefgehende Einblicke in deren Ehe. Legt man hier die Perspektive einer phänomenologischen Hermeneutik an, so wird das Wohnzimmer voller Möbel als eine Anhäufung dinggewordener Vergangenheit lesbar, von der sich ihre Protagonisten und besonders Frau Gerlach nicht zu lösen vermögen. (...) Es gelingt der Autorin, behutsam einen Knoten aus Handlung und psychologischer Disposition ihrer Protagonisten zu knüpfen, dessen Lösung am Ende das Schlimmste erwarten lässt. (...) Die zu Beginn eher unscheinbare Henrietta Gerlach entpuppt sich im Laufe der Erzählung als geheimer Antrieb der tragischen Verwicklung. (...) Seine dramatische Dynamik entwickelt der Roman durch die sukzessive Freilegung der Tiefenschichten der Gerlachschen Ehekonstellation, als deren psychologischer Nukleus sich Henriettas problematisches Selbstwertgefühl und Gerd Gerlachs Trieb für außereheliche erotische Abenteuer erweist. Die Unstimmigkeit der Charaktere und die sich aus ihrem zwanghaften Zusammenleben entfaltenden zerstörenden Kräfte stellen schonungslos die Frage nach den Voraussetzungen und Möglichkeiten partnerschaftlichen Zusammenlebens. Dabei kommt der Leser der Figur der Henrietta Gerlach näher als ihrem Mann, dessen Maskenspiel für ihn nur schwer zu durchschauen ist. Den tragischen Kern der Erzählung bildet indes Henriettas traumatische Kindheit, die Begegnung mit einem Exhibitionisten und die Bestrafungsrituale durch die Eltern, wodurch für das Kind Henrietta die Bereiche Nacktheit, Scham, Sexualität und Bestrafung aneinander gekoppelt werden. Diese greifen alptraumhaft das Thema Haut erneut auf und zeigen die demütigende Bloßstellung des Individuums, den Kern der Neurose. Damit wird die Haut für den Roman nicht nur zur alles verbindenden Metapher, die Autorin verweist neben ihrer organischen auch auf ihre kultur- und individualpsychologische Funktion. Im Schamgefühl enthüllt die Haut ihren Charakter als Grenze, sie eröffnet mannigfache Spielarten von Verbindung in der Koketterie und ihrer erotischen Ent- oder Verhüllung. Sie ist integrativer und funktionaler Bestandteil unserer Individualität. Sylvie Schenks aktueller Roman ist unzweifelhaft ein spannender Stoff, der allerdings über das reine Lesevergnügen hinausweist und nachdenken lässt über Nähe und Distanz, Verträglichkeit und Unverträglichkeit von Verhaltensweisen, und der nicht zuletzt das Gebot einer durchlässigen Grenze in zwischenmenschlichen Beziehungen thematisiert.«
Sabine Rother in Aachener Nachrichten / Aachener Zeitung, 8.10.2011:
»Ein Buch, das berührt, das von der ersten bis zur letzten Seite einen dunklen Grundakkord trägt - subtil, beunruhigend und sehr intensiv. Der Gesang der Haut (...) ist von feinsten psychologischen Linien durchzogen, die an das Adernetz der Haut erinnern. Haut spielt nicht nur im Titel eine Rolle. Bereits der Prolog vermittelt die tiefe lebenserfahrene Sinnlichkeit, die in allem mitschwingt. Man wird diese knapp zwei Seiten nochmals lesen, wenn der Roman beendet ist - und erst dann verstehen. Die Handlung ist gut strukturiert und geschickt aufgebaut, denn man fühlt von Anfang an mit dem jungen Hautarzt Viktor Weber (...). Probleme ziehen auf und ballen sich wie dunkle Wolken. Henrietta und Gert Gerlach haben in langen Ehejahren den bitteren Geschmack der Enttäuschungen und Verletzungen gekostet. Wie Gefühlsvampire saugen sie am jungen Leben des Praxisnachfolgers, der es nicht schafft, eine klare emotionale Grenze zu ziehen. Die Geschichte nimmt in variationsreichen Facetten ihren dramatischen Lauf - ein raffiniertes Kammerspiel zweier ungleicher Paare. Immer wieder schlüpft Sylvie Schenk ins tiefste Innere ihrer Gestalten, zeigt, wo Angst, Frustration und Hoffnungslosigkeit gewachsen sind und Narben aufbrechen. Konsequent legt sie die Hände in Wunden, beweist zugleich Witz und Skurrilität in verblüffend treffenden Beobachtungen. Gedanken und Befindlichkeiten, Gespräche und die konkrete, fachlich gut recherchierte Welt des Dermatologen prägen einen Text, dessen Sprache virtuos ist und dabei im richtigen Moment deftige Aussagen nicht scheut. Mit der geheimnisvollen Afrikanerin Moira sorgt die Autorin für einen Gegenentwurf: hier ein vitales, in vielen Farben glühendes Leben, bei den Gerlachs zwei von der Asche der Vergangenheit übergraute Existenzen. Und Viktor? Er steht am Scheideweg. Das in seiner Form unerwartete Romanende hilft ihm da nicht. Oder doch?«
Birgit Koß im DeutschlandRadio Kultur, 4.10.2011:
»In kleinen geschickten Psychogrammen erzählt die Autorin von Missverständnissen, Brüchen und Verletzungen, die jedes halbwegs stabile Lebens- und Beziehungskonzept erschüttern. Dabei beobachtet sie sehr genau, beschreibt ihre Figuren nuanciert und ausgesprochen präzise. Im Laufe der Geschichte zeigt sich immer mehr, dass die unterschiedlichen Perspektiven der Figuren alle ihre Berechtigung haben und es ein Richtig oder Falsch nicht geben kann. Selbst wenn durch den dauernden Perspektivwechsel Ereignisse vorweggenommen werden, bleibt der Spannungsbogen des Romans bis zum Ende erhalten. Sylvie Schenk erzeugt durch ihre Art des Erzählens, ihre pointierten Dialoge und ihre bildhafte Sprache einen Sog, der unausweichlich auf die Katastrophe zusteuert und doch Raum dafür lässt, dass Neues entstehen kann und einige Figuren ihre Haut retten können.«
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Mareike Ilsemann auf WDR 5 (Bücher), Köln, 10.9.2011:
»Schon von Beginn an aber weiß der Leser, dass die Geschichte tragisch enden wird. Ein junges Paar am möglichen Anfang einer Liebe, ein desillusioniertes am Ende einer Ehe. So lautet die Versuchsanordnung von Sylvie Schenks jüngstem Roman. Kommentiert wird die tragische Geschichte der beiden ungleichen Paare von einer verführerischen exotischen jungen Frau, die sich schließlich zu Viktor hingezogen fühlt. Sylvie Schenk nutzt das größte menschliche Sinnesorgan, die Haut, als literarische Metapher. Sie erzählt von den Missverständnissen, irreparablen Verletzungen und Brüchen in den Lebens- und Beziehungskonzepten ihrer bürgerlichen Hauptfiguren.«
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Maria Ott auf WDR 3 (Mosaik), Köln, 24.8.2011:
»Die Haut gleichermaßen betrachtet als literarische Metapher und als medizinisches Organ: auf beiden Ebenen geht es um die Beschäftigung mit der Haut als Inbegriff menschlichen Ausdrucks (...) Die verschiedenen Ebenen des Romans, der dargestellten Leben und ihrer darin vorkommenden Menschen sind so genau und präzise beschrieben, dass man als Leser einerseits darin eintauchen kann - und trotzdem den differenzierten, distanzierten Blick nicht verliert. Dazu trägt hauptsächlich die Figur der exotischen Moira, der Dokumentarfilmerin bei. Sie hat wie bei der antiken Tragödie die Rolle des Chors, der das Geschehen zwischen den Handlungssträngen kommentiert und so eine Außenperspektive einführt. Gleichzeitig mischt sie bei der Handlung kräftig mit. (...) Der 'Trick' mit der Haut erweist sich als genial. (...) Der differenzierte Blick, stimmige Bilder, virtuoses Erzählen und der Sprachwitz bei aller Tragik - die Qualität von Sylvie Schenks neuem Buch basiert auf vielen Ebenen und bewirkt einen Sog, der einen das Buch nicht aus der Hand legen lässt.«
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Jutta Sommerbauer in Die Presse, Wien, 30.7.2011:
»Schenk, deren bereits dritter Roman eben vom Picus Verlag veröffentlicht wurde, erweist sich in ihrem neuen Buch einmal mehr als psychologische Meistererzählerin. (...) Auch in ihrem neuen Roman kennt sie kein Pardon mit ihren Protagonisten, niemandes Haut bietet Schutz vor der bohrenden Neugier und Aufmerksamkeit der Autorin. (...) Durch gekonnten Perspektivenwechsel und eine weitere, die Ereignisse kommentierende Erzählstimme - die junge Filmemacherin Moira, eine attraktive schwarze Frau, die von der unbeteiligten Chronistin zu einer wichtigen Spielerin in dem Beziehungsgeflecht wird und am Ende dafür beinahe mit ihrem Leben bezahlen muss - schafft Schenk eine fast unerträgliche Spannung und eine fantastische Inszenierung ihres Stoffs. Am Schluss ist die bürgerliche Welt aus den Angeln gehoben, sind die zivilisatorischen Schutzschichten abgekratzt.«
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